Selbstmedikation in der Schwangerschaft
In den folgenden Zeilen erklären wir kurz und knapp, welche Medikamente während der Schwangerschaft eingenommen werden können. Alle Wirkstoffe sind frei verkäuflich.
In der Schwangerschaft sollen im Hinblick auf Embryo- und Fetotoxizität gut untersuchte Medikamente bevorzugt werden. Auf Neuentwicklungen ohne nachgewiesenen Vorteil oder schlecht untersuchte Medikamente sollte hingegen verzichtet werden. Auch sollte die Einnahme pflanzlicher Präparate immer zuerst mit dem Arzt oder Apotheker besprochen werden.
!!!WICHTIG!!! Jede Einnahme eines Medikamentes sollte immer mit dem Arzt, Apotheker oder mit der Hebamme abgesprochen werden.
Übelkeit und Erbrechen in der Schwangerschaft
Morgenübelkeit ist das wohl bekannteste und am weitesten verbreitete Schwangerschaftsanzeichen. Die Beschwerden treten meist zwischen der 6. und 12. Schwangerschaftswoche auf und verschwinden dann plötzlich wieder. Eine moderate Schwangerschaftsübelkeit ist zwar unangenehm, aber keine Krankheit. Im Gegenteil: Übelkeit gilt als gutes Zeichen dafür, dass eine Schwangerschaft stabil ist und ist ein typischer Begleiter der ersten Schwangerschaftswochen und meist gut zu lindern.
!!!WICHTIG!!! Nehmen Übelkeit und Erbrechen (mehr als 4x täglich) überhand, sollte auf jeden Fall ein Arzt aufgesucht werden.
Pyridoxin (Vitamin B6)
Durch die Aufnahme von Vitamin B6 sollen überschießende Hormonproduktionen abgefedert werden. Zudem unterstützt Vitamin B6 zusammen mit Vitamin B12 ein normal funktionierendes Immunsystem und die Bildung der roten Blutkörperchen.
Ingwer
Ingwer lindert Übelkeit und Brechreiz. Die Einnahme erfolgt in Form von Tee oder Tabletten.
!!!WICHTIG!!! Ingwer sollte nur im 1. Drittel der Schwangerschaft angewendet werden, ab dem 2. Trimenon ist davon abzuraten, da Ingwer eine wehenfördernde Wirkung hat. Bei Schwangerschaften mit erhöhtem Risiko einer Fehlgeburt sollte Ingwer komplett gemieden werden.
Dimenhydrinat
Dimenhydrinat ist eigentlich ein Antihistaminikum, welches aber auch gut gegen Übelkeit und Brechreiz hilft. Dimenhydrinat gibt es in Form von Tabletten oder Saft.
!!!WICHTIG!!! Dimenhydrinat sollte im 3. Trimenon wegen seiner möglichen kontraktionsfördernden Wirkung auf den Uterus gemieden werden.
Tipps gegen die Übelkeit:
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vor dem Aufstehen am Morgen trockenes Brot oder Gebäck knabbern (Knäckebrot, Zwieback etc.)
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mehrere kleine, fettarme Mahlzeiten über den Tag verteilt essen
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ausreichend trinken!!
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Ingwertee trinken
!!!WICHTIG!!! Ingwer sollte nur im ersten Trimenon eingenommen werden
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Auch Akupunktur, Aromatherapie, Fußreflexzonenmassage (unter fachkundiger Anwendung), Akupressurbänder fürs Handgelenk, sowie Ruhe und frische Luft können für Linderung sorgen.
Sodbrennen in der Schwangerschaft
Viele Schwangere kennen das Problem, gerade ab dem 2. und 3. Trimester leiden viele unter Sodbrennen. Die gute Nachricht ist, dass nach der Entbindung die Beschwerden schnell wieder verschwunden sind.
Sodbrennen in der Schwangerschaft hat zwei Ursachen:
1) Mechanische Ursache:
Da das Baby im Laufe der Schwangerschaft immer mehr Platz im Bauchraum für sich beansprucht, wird es eng für den Magen. Er wird nach oben geschoben, weswegen ein Teil der Magensäure in die Speiseröhre drückt. Hinzu kommt, dass durch die eingeschränkte Verdauung der Magen langsamer entleert wird als sonst.
2) Hormonelle Ursache:
In der Schwangerschaft produziert der Körper das Hormon Progesteron, welches zur Entspannung der Uterusmuskulatur dient. Dabei wird jedoch auch der Schließmuskel zwischen Speiseröhre und Magen mit entspannt, sodass die Magensäure leicht in die Speiseröhre gelangen kann.
Antazida
Antazida enthalten Aluminium-, Kalzium-, und Magnesiumsalze, die die überschüssige Magensäure neutralisieren. Sie bewirken eine rasche Linderung der Symptome und wirken ausschließlich lokal.
!!!WICHTIG!!! Antazida heben durch die Neutralisation der Magensäure vorübergehend den pH-Wert im Magen an. Zudem neigen sie dazu, Komplexe mit anderen Wirkstoffen zu bilden. Um Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten zu vermeiden, ist es wichtig, auf einen mindestens zweistündigen Einnahmeabstand zu achten.
Natriumalginate
Zusammen mit Hydrogencarbonat bilden sie in Kontakt mit Magensäure eine physikalische Barriere zwischen Magen und Speiseröhre, wodurch die Magensäure nicht so leicht in die Speiseröhre hochsteigen kann. Sie bewirken, wie die Antazida, eine rasche Linderung der Symptome und wirken ausschließlich lokal.
Tipps gegen Sodbrennen:
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auf stark zucker- oder fettreiche, scharfe und saure Speisen verzichten, z.B. Zitrusfrüchte, Zwiebeln, etc.
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Getränke mit Kohlensäure meiden
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Alkohol, Kaffee und Zigaretten vermeiden
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ausgewogene Ernährung mit mehreren kleinen Mahlzeiten und in Ruhe essen
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späte Mahlzeiten vermeiden, die letzte Mahlzeit sollte ungefähr 3 Stunden vor dem Zubettgehen eingenommen werden
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sich nach dem Essen nicht sofort hinlegen
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lockersitzende Kleidung tragen
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Kopfteil des Bettes erhöhen (wenn das Sodbrennen vorwiegend nachts auftritt)
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Stressreduktion
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Gewichtsreduktion (von der normalen Gewichtszunahme in der Schwangerschaft abgesehen)
regelmäßige Bewegung.
Verstopfung in der Schwangerschaft
In der Schwangerschaft sind es u.a. der hormonelle Umschwung und auch der erhöhte Druck der wachsenden Gebärmutter auf den Darm, wodurch eine Obstipation entstehen kann.
Ballastabführmittel
Hierzu zählt der indische Flohsamen, dieser hat einen sehr hohen Ballaststoffanteil und dadurch ein hohes Quellvermögen, wodurch große Mengen an Wasser im Darm absorbiert werden und somit das Volumen des Stuhls steigt und dieser weicher wird.
!!!WICHTIG!!! Eine Flüssigkeitszufuhr von min. 2 Liter am Tag ist bei dieser Art von Behandlung essenziell. Flohsamenschalen sollten nie vor dem Schlafengehen eingenommen werden.
Lactulose und Macrogol
Diese Wirkstoffe binden Wasser und Elektrolyte im Darm, dadurch wird der Stuhl feuchter, weicher und das Stuhlvolumen wird erhöht.
!!!WICHTIG!!! Da Lactulose Laktose enthält, sollten Patienten mit einer Laktoseintoleranz auf andere Präparate, wie z.B. Macrogol, zurückgreifen.
!!!WICHTIG!!! Auf pflanzliche Präparate, wie z.B. mit Sennesblättern, Rhabarberwurzel, Aloe, Faulbaumrinde, sollte während der Schwangerschaft verzichtet werden.
Tipps gegen Verstopfung:
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eine ballaststoffreiche Ernährung. Dazu zählen Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Gemüse, Trockenobst etc.
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TRINKEN! 1,5 – 2 Liter täglich, am besten Mineralwasser mit hohem Magnesiumgehalt
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körperliche Aktivität, diese hat Einfluss auf die Bauchmuskulatur und dadurch auf die Darmaktivität
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das Gefühl der Darmentleerung NICHT unterdrücken
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Stress reduzieren, denn bei Stress wird Adrenalin vom Körper ausgeschüttet, welches die Darmmotilität verlangsamt
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die Mahlzeiten sollten regelmäßig stattfinden, so behält der Darm seinen Rhythmus.
Hämorrhoiden in der Schwangerschaft
Rund die Hälfte aller Schwangeren leidet unter Hämorrhoiden, entweder bereits während der Schwangerschaft oder nach der Entbindung. Gründe hierfür sind die hormonelle Umstellung, Wassereinlagerungen und das zunehmende Gewicht der Schwangeren sowie die wachsende
Gebärmutter während der Schwangerschaft. Doch auch starkes Pressen beim Geburtsvorgang kann Hämorrhoiden „auslösen“.
Um Hämorrhoiden zu verhindern, ist es ebenfalls wichtig eine Verstopfung vorzubeugen, denn das eine führt gerne zum anderen.
Kamillenblütenextrakt
Ein Mittel, welches gerne bei Hämorrhoiden eingesetzt wird, ist Kamille. Dies gibt es entweder in Form von Salben zum Auftragen oder als Sitzbad.
Die Applikation der Salbe erfolgt in der Regel nach dem Stuhlgang und schützt die gereizte Haut- und Schleimhaut.
Sitzbäder lindern zum einen akute Beschwerden, zum anderen säubern sie die Analregion.
Tipps gegen Hämorrhoiden:
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es gilt eine Verstopfung vorzubeugen (siehe Tipps bei Verstopfung in der Schwangerschaft)
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Sitzbäder mit Kamillenblütenextrakt, mehrmals täglich
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Verwendung von feuchtem Toilettenpapier, dies sollte frei von reizenden Zusätzen, wie Duftstoffe, sein
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auch bei „normalem“ Toilettenpapier sollten die Schwangeren auf ein „weiches“ achten, ebenfalls frei von Duft- oder Farbstoffen.
Erkältung in der Schwangerschaft
Schwangere sind leider anfälliger für Schnupfen und Erkältungskrankheiten, da ihr Immunsystem stärker beansprucht wird, schließlich hat der Körper genug mit dem Austragen des Kindes zu tun.
Selbstmedikation bei Schnupfen
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Die Nase regelmäßig mit Meersalz- und Kochsalzlösungen ausspülen, um die trockenen Schleimhäute zu befeuchten.
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Bei verstopfter Nase eher auf hypertonische Lösungen zurückgreifen.
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Nasensprays mit den Wirkstoffen Xylometazolin oder Oxymetazolin sollten die Ausnahme bleiben und nur angewendet werden, wenn die oben genannten Mittel nicht wirken, da sie den Herzschlag des Ungeborenen beschleunigen können.
!!!WICHTIG!!! Nur so kurz wie möglich anwenden, max. 5 Tage.
Selbstmedikation bei Husten
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Hustensäfte auf Basis von Spitzwegerich und Süßholzwurzel.
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Inhalieren mit Kochsalzlösung, um die Atemwege feucht zu halten.
Selbstmedikation bei Halsschmerzen
Lutschpastillen oder Säfte auf Basis von Spitzwegerich und Süßholzwurzel können die komplette Schwangerschaft über eingenommen werden. Das zählt ebenfalls für Halssprays oder Mundspülungen auf Basis von Chlorhexidin.
Tipps gegen Halsschmerzen:
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den Hals mit Hilfe von einem Schal oder Tuch warmhalten
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mit Bonbons den Speichelfluss anregen (z.B. Salbeibonbons)
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mehrmals täglich gurgeln (z.B. mit Salbeitee)
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die Stimme schonen
!!!WICHTIG!!! Bei Fieber sollte auf jeden Fall ein Arzt aufgesucht werden.
!!!WICHTIG!!! Folgende ätherische Öle sollten in der Schwangerschaft gemieden werden, weil sie wehenfördernd wirken können: Eisenkraut, Lorbeer, Majoran, Muskat, Nelke, Rosmarin, Thymian, Wacholder, Zedernholz und Zimt.
Tipps bei Erkältung:
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körperliche Schonung
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ausreichend trinken (min. 1,5 Liter), um die Schleimhäute feucht zu halten (vor allem warme Getränke)
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Regulation der Raumtemperatur (20°C – 22°C)
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für Luftfeuchtigkeit sorgen
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Kopf beim Schlafen erhöht lagern.
Schmerztherapie in der Schwangerschaft
Die meisten Schwangeren möchten am liebsten ganz ohne Schmerzmittel auskommen. Doch in verschiedenen Fällen ist dies nicht möglich.
Paracetamol
Paracetamol wirkt schmerzlindernd und fiebersenkend und ist Mittel der 1. Wahl bei der Schmerztherapie in der Schwangerschaft. Paracetamol kann die ganze Schwangerschaft über eingesetzt werden.
Ibuprofen
Ibuprofen wirkt schmerzlindernd, fiebersenkend und entzündungshemmend. Ibuprofen darf nur im 1. und 2. Trimenon der Schwangerschaft eingesetzt werden.
!!!WICHTIG!!! Im letzten Drittel der Schwangerschaft dürfen nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) NICHT mehr eingenommen werden.
Bei der Schmerztherapie in der Schwangerschaft gelten folgende Grundregeln:
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die Schmerzmittel sollten immer nur so kurz wie möglich eingenommen werden
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es sollten keine Mischpräparate oder Substanzen derselben Wirkstoffgruppe verwendet werden
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neben der medikamentösen Therapie sollten auch physiotherapeutische oder physikalische Maßnahmen (z.B. Wärmekissen) Anwendung finden.